Liebeskummer
Liebeskummer 1. Art nennen wir den Zustand, wenn jemand unerwidert verliebt ist oder liebt.
Liebeskummer 2. Art nennen wir die Reaktion auf phantasierten, drohenden oder wirklichen Verlust der Verliebtheit oder der Liebe eines Menschen.
Liebeskummer 3. Art nennen wir die Reaktion auf Probleme, die sich in einer
Verliebtheits- oder Liebesbeziehung ergeben.
Liebeskummer 4. Art nennen wir die Probleme, die sich aus Drei- oder Mehrfachverhältnissen ergeben.
Liebeskummer 5. Art nennen wir das Problem, wenn in einer längerwährenden Beziehung die Liebe erloschen ist.
Liebe wird in zwei Hauptbedeutungen verwendet: einerseits als Verliebtheit, die eher kurzfristiger Natur ist und andererseits als Liebe im tieferen und längerwährenden Sinne, die sich unter gün-stigen Bedingungen aus der Verliebtheit heraus entwickelt. Demnach sind mindestens zwei Hauptformen von Liebeskummer zu erwarten.
Während Verliebtheit meist ein außerordentlich erregender, intensiver und nicht selten ein sehr leidenschaftlicher Zustand sein kann, verläuft die Liebe gewöhnlich in ruhigeren Bahnen. Verliebtheit und Liebe stehen zueinander etwa wie Glück und Zufriedenheit, wie Gier und Interesse, wie Leidenschaft und Neigung. Auch eine Formulierung des spanischen Kulturphilosophen Ortega y Gasset trifft es gut, indem er den Triumph des Augenblicks dem Glanz der Dauer gegenüberstellt.
Besonders jüngere Menschen leiden häufig unter Verliebtheitskummer. Dieser Verliebtheitskummer ist ein sehr intensiver seelischer Schmerz, als ob einem der Boden unter den Füßen weggezogen würde , jegliche Lebensfreude erlischt, alles erscheint sinnlos, zwischen grau, tiefschwarz und leer. Es ist ein fürchterliches Gefühl, ein Gefühl zum Davonlaufen, zum Versinken, zum Zerreißen, zum Schreien, zum Heulen, zum Toben und Rasen.
Verliebtheit und das Gefühl geliebt zu werden, kann das Lebensgefühl radikal und sehr positiv verändern, es ist, als ob man die Welt neu sieht, alles wird irgendwie intensiver, lebendiger, schöner, als ob das Leben vom 1. in den 3. Gang geschaltet worden wäre. Man lebt sozusagen auf höherer Drehzahl.
Man pfeift, man singt, ist voller Schwung und liebt das Leben. Zuweilen könnte man die ganze Welt umarmen, hinaus schreien voller Freude und Glück:
ich werde geliebt, ich liebe. Und manche werden gütiger, herzlicher, weicher, toleranter. Wenn erfüllte Verliebtheit oder Liebe einen Menschen und sein Lebensgefühl erhöht und sein Leben überhaupt bereichert, dann wird der phantasierte oder wirkliche Verlust der Verliebtheit oder Liebe diese Erhöhung und Bereicherung zum Einsturz bringen.
Wie geht man mit Liebeskummer um? Was kann man tun? Nun, das hängt auch davon ab, um was für einen Liebeskummer es sich handelt.
Liebeskummer 1. Art
Der Zustand, wenn jemand unerwidert verliebt ist oder liebt. Hier trifft das geflügelte Wort zu: Nur wer die Sehnsucht kennt, weiß, was ich leide.
Verliebtheit ist ein seelisches Naturereignis, das man wenig beeinflussen kann. Das einzige was man gezielt tun kann, ist, für günstige Rahmenbedingungen zu sorgen, damit die Gefühle bewegt und aktiviert werden.
Ein gewisses Erregungs- oder Aktivierungsniveau ist günstig für Verliebtheit, weshalb ja Veranstaltungen mit "Erregungsverstärkern" wie Musik so günstig für Verlieben sind.
Hier haben wir zwei Hauptvarianten: (1) der schmachtende und sich verzehrende, aber sich nicht erklärende Fall. Die oder der Angebetete weiß sozusagen nichts von dem aus der Ferne unerklärt Verliebten oder Liebenden.
Sie oder er hat traut sich nicht, ist schüchtern, hat Angst vor einer Abfuhr. (2) Im zweiten Fall hat sich die oder der Verliebte bzw. Liebende zwar erklärt, die Gefühle werden aber - möglicherweise noch - nicht erwidert. Die Gretchenfragen heißen hier: (1) Wie erkläre ich mich? (2) Wie kämpfe ich erfolgreich und möglicherweise wie lange? (3) Wann lasse ich ab, wie kann ich mich "entlieben"?
Liebeskummer 2. Art
Die Reaktion auf phantasierten, drohenden oder wirklichen Verlust der Verliebtheit oder der Liebe eines Menschen. Ein besonders schlimmer und destruktiver Problemkandidat ist hier die Eifersucht für den Fall eines phantasierten Verlustes. Die Angst vor dem Verlassen werden, wenn es denn droht, kann sehr intensive Ausmaße annehmen und uns zu Verhaltensweisen verleiten, die wir uns unter Normalbedingungen nicht träumen ließen.
Liebeskummer 3. Art
Die Reaktion auf Probleme, die sich in einer Verliebtheits- oder Liebesbeziehung ergeben. Hier gibt es praktisch unendlich viel Möglichkeiten, die sich meist aber auf einen Nenner bringen lassen: man wünscht sich etwas vom anderen, was der einem nicht geben kann oder will.
Wir nennen das Interessen- und Erwartungskonflikte.
Liebeskummer 4. Art
Die Probleme, die sich aus Drei- oder Mehrfachverhältnissen ergeben.
Dramatisches Beispiel: Jemand, verheiratet mit mehreren Kindern, verliebt sich plötzlich in jemand anderen und möchte aber seine Ehe und Familie nicht verlieren.
Liebeskummer 5. Art
Das Problem, wenn in einer längerwährenden Beziehung die Liebe erloschen ist oder scheint. Ein sehr schwieriges Problem ist es, wenn man früher oder später erkennt, daß die Liebe erloschen, versandelt, verschwunden ist. Hier stellt sich die Frage: Kann Liebe wiederbelebt werden? Und was kann man dafür tun?
Was sollte man bei Liebeskummer auf keinen Fall tun?
- alles verdrängen und so tun, als ob nichts wäre
- sich in eine Sucht stürzen (Alkohol, Beruhigungsmittel, Fressen)
- überstürzte Entscheidungen treffen wie etwa das Haus verkaufen, kündigen ...
- sich ständig in Hassgedanken ergehen
- Telefonterror beim Partner ausüben
- sich rächen und den Partner beim Chef oder Finanzamt anschwärzen
- sich ins Bett zurückziehen und den Alltag vollkommen brachliegen lassen
- sich klein machen und immer wieder um einen Neunanfang beim Partner betteln; alles tun, nur um den Partner zurückzugewinnen (was man aber auf Dauer gar nicht aufrechterhalten kann)
- sich mit Schuldgefühlen zerfleischen
- den Partner bei Freunden schlechtmachen
- die Ernährung und den Körper vernachlässigen
Was sollte man bei Liebeskummer in jedem Fall tun?
- sich Zeit nehmen und seine Gefühle ausdrücken (über Musik, malen, schreiben, sprechen)
- von sich nicht erwarten, dass man normal funktioniert (jegliche Aktivität erfordert mehr Kraft)
- auf Ernährung achten. Wenn man nicht kochen möchte, sollte man zumindest viel Obst und Gemüse essen, viel trinken
- mit Freunden sprechen oder ein Tagebuch führen
- seine Wut in Bewegung ausdrücken (jogging, putzen, radfahren ...)
- Gedankenstopp unter Tag einsetzen und sich bestimmte Zeiten setzen, an denen man sich mit der Trennung befasst
- sich in Erinnerung rufen, welche Erfolge man bisher im Leben hatte und welche Freunde einen mögen
Wann ist professionelle Hilfe nötig?
Wenn,
- man Selbstmordgedanken hat und überlegt, wie man sie umsetzen kann
- man seinen Alltagspflichten nicht mehr nachkommen kann
- man sich körperlich vernachlässigt (nicht mehr isst, Hygiene
vernachlässigt)
- man länger als vier Wochen zu Tabletten greift; wenn man täglich zu Alkohol greift
- man sich von Freunden abschottet.
liebeskummer ist nicht schön....=(